Soloreise Japan – Tag 6
Soloreise Japan – Tag 6
Fushimi-Inari-Schrein, Enkōji-Tempel und Hōkan-ji-Pagode am Abend
Der Tag begann früh, sehr früh – ich war vor 6 Uhr morgens bereits am weltberühmten Fushimi-Inari-Schrein. Zu dieser Zeit war der Ort fast menschenleer, nur einige wenige Frühaufsteher und Fotografen waren unterwegs, die wie ich versuchten, die ikonischen roten Torii-Tore ohne Menschen im Bild einzufangen.
Fushimi-Inari: Ein Kampf um das perfekte Foto
Der Fushimi-Inari-Schrein ist bekannt für seine etwa 10.000 roten Torii-Tore, die sich den Berg hinaufziehen, und die 12.000 Treppenstufen, die bis zum höchsten Punkt in 230 Metern Höhe führen. Mein Ziel war es, den gesamten Weg bis ganz nach oben zu gehen, da die meisten Besucher ihre Fotos direkt am Anfang der Anlage machen und dann wieder verschwinden.
Ich hatte eine klare Vorstellung vom perfekten Bild: eine lange Perspektive durch die dicht aneinander gereihten Torii, ergänzt durch eine Laterne in der oberen Ecke. Doch so sehr ich auch suchte – diese berühmte Stelle fand ich einfach nicht. Obwohl es oben deutlich leerer war, lief die Zeit davon, und ich habe wohl zu viel Energie in die Suche nach der einen perfekten Komposition gesteckt. Am Ende hatte ich weniger Fotos im Kasten, als ich mir vorgenommen hatte, und auch mein Objektiv mit geringerem Zoom stellte sich als Nachteil heraus – ich konnte die gewünschte Kompression nicht erzielen.
Trotz der fotografischen Frustration war der frühe Morgen am Fushimi-Inari dennoch ein besonderes Erlebnis. Die mystische Stille, das gedämpfte Licht des Morgens und die Aussicht auf Kyoto von den oberen Bereichen des Schreins machten den Ort unvergesslich. Doch die Lektion des Tages war klar: Entspannt bleiben und die Schönheit des Moments genießen – das perfekte Foto ergibt sich oft von allein.
Enkōji-Tempel: Ruhe abseits des Massentourismus
Nach einigen Stunden am Fushimi-Inari machte ich mich auf den Weg zum Enkōji-Tempel, der in einem ruhigeren, ländlichen Teil von Kyoto liegt. Die Kombination aus Bahn und einem kurzen Fußmarsch brachte mich dorthin, und ich war sofort von der Gelassenheit dieses Ortes beeindruckt.
Der Tempel zeichnet sich durch wunderschöne, gepflegte japanische Gärten aus, die in voller Herbstfärbung leuchteten. Es war ein wahrer Kontrast zum touristischen Trubel am Morgen. Nur wenige Besucher waren anwesend, und die meisten schienen Einheimische zu sein, die den Ort für seine Ruhe schätzten.
Ich verbrachte viel Zeit damit, die verschiedenen Bereiche zu erkunden, Fotos zu machen und einfach nur die friedliche Atmosphäre aufzusaugen. Der Enkōji-Tempel war ein Ort, der mich entschleunigte, und ich kann ihn jedem ans Herz legen, der in Kyoto eine Oase der Stille sucht.
Abendstimmung an der Hōkan-ji-Pagode
Nach meiner Rückkehr ins Stadtzentrum von Kyoto nahm ich mir eine kleine Auszeit, aß etwas und wartete auf den Abend. Mein nächstes Ziel war die berühmte Hōkan-ji-Pagode, besser bekannt als Yasaka-Pagode. Dieses Motiv ist eines der bekanntesten Postkartenbilder Japans und ein absolutes Muss für jeden Fotografen.
Wie zu erwarten, waren die Straßen um die Pagode voller Touristen, auch viele Fotografen waren bereits vor Ort. Ich nutzte den Abend, um die Umgebung auszukundschaften, den besten Standpunkt für Fotos auszuwählen und mit anderen Fotografen aus aller Welt ins Gespräch zu kommen. Trotz der Hektik hatte der Ort eine besondere Anziehungskraft, vor allem in der Dämmerung, wenn die Pagode und die historischen Straßen im warmen Licht der Straßenlaternen erstrahlen.
Nach einem langen, aber erfüllten Tag kehrte ich zu meinem Capsule Hotel zurück. Während ich die Bilder des Tages durchsah, war ich dankbar für die Erlebnisse und die Eindrücke, die Kyoto mir geboten hatte. Mit der Yasaka-Pagode als Ziel für den Sonnenaufgang am nächsten Morgen und einer klaren Vorstellung davon, was ich wollte, bereitete ich mich auf den nächsten Tag vor und ging früh schlafen.
Der Fushimi-Inari-Schrein hatte mir gezeigt, wie wichtig es ist, bei der Fotografie flexibel und gelassen zu bleiben, während der Enkōji-Tempel und die Hōkan-ji-Pagode mich daran erinnerten, wie facettenreich und beeindruckend Kyoto ist – sowohl abseits als auch im Zentrum des Trubels.
